Donnerstag, 16. April 2015

Schöner Scheitern I - warum manche Bezieungen nicht halten sollten



Vor Kurzem kam eine Freundin zu mir, die Wimperntusche lief ihr vor lauter Schluchzen bis ins Dekolleté, und sie stellte die Fragen aller Fragen: „Warum klappt es denn bloß nicht zwischen uns?!“
Dazu lieferte sie, nach Verabreichung einer Tasse Rotwein (Gläser waren mal wieder alle in der Spüle), noch folgende Information:



„Er behandelt mich schon genauso wie Marco damals.“



Turns out: Meine Freundin hat eine Schwäche für poetisch-depressive Kiffer, die mit Kritik nicht umgehen können.
Sie waren alle zierlich, dunkelhaarig und suchten nach einer Muse (was im Klartext heißt, dass sie Kati vögeln wollten, sie nie mehr als 48 Kilo wiegen und bitte die Kaution vorstrecken sollte).
Getroffen hatte sie sämtliche dieser Prachtexemplare in Bars, wo sie versuchten, ihre zarte Seele an den Mann (im Sinne von Poetry Slam oder Jam Session) beziehungsweise die Frau (im Sinne von Kati) zu bringen.



Nun wäre das ja alles überhaupt kein Problem. Kati könnte wunderbare Zeiten mit ihrem jeweiligen Gespielen verbringen, sich dann ob seiner Tagträumerei langweilen und gehen.
Leider bringt Kati ihr klassisch-monogames Wir-Sind-Jetzt-Ein-Paar-Denken mit in diese Beziehungen (was auch gerne auf südländisch-leidenschaftliche Weise erwidert wird) – und dann fangen die Probleme an.
Sie beginnt den konsequenten Nestbau und das Alles-was-meins-ist-ist-jetzt-auch-deins; er findet's erstmal prima, dass Eine putzt und, wie gesagt, die Kaution vorstreckt.
Je mehr sich aber das Alltagsleben der beiden verknüpft, umso deutlicher zeigt sich die Inkompabilität ihrer Wertvorstellungen.
Oder, anders gesagt; sie finden sich zwar gegenseitig toll, aber alles, was der Andere will (macht, fühlt, sagt,...) ist irgendwie scheiße:
- Sie will einen günstigen Flug für sie beide buchen, er will sich auf kein Datum festlegen.
- Er will auf eine Feier gehen, sie hat keinen Bock, weil zwei seiner Exen da sind.
- Sie organisiert eine Wohnung, er ist genervt, weil er zum Rauchen auf den Balkon soll.
- Er will einen VW-Bus kaufen, sie hatte sich Unterstützung bei der Finanzierung ihres Zweitstudiums erhofft.



Über die sexuellen Forderungen der beiden will ich mal gar nicht reden. Die Beispiele, die ich nicht weiter ergänze, um euch passive Aggressionen zu ersparen, zeigen mehr als eindeutig, dass die beiden, lebenstechnisch, einfach nicht füreinander geschaffen sind.



Aber mal ehrlich, Mädels – merkt man das nicht in den ersten paar Monaten?
Da können ja Verliebt- & Geilheit noch so groß sein – muss man wirklich jeden neuen Kerl mit dem Oscar „potentieller Lebenspartner 2015“ auszeichnen? Vielleicht gibt es auch die Möglichkeit, eine schöne Zeit gemeinsam zu genießen, ohne sich Kindernamen auszudenken?

Wenn nicht – dann ändere dein Beuteschema. Such dir einen bärig-knuddeligen Deutschreferendar, der nach einer Möglichkeit sucht, seinen Bausparvertrag sinnvoll aufzulösen.

Aber wenn du, deep down, einfach auch auf den Kick aus bist, den dir diese geil-gefährlich-bis-bekloppten Typen geben, dann mach dir klar, dass du auf Zeit spielst – und mach Schluss, wenn du dich zu sehr involvierst. Genieß ihn wie eine Partydroge, aber sei dir bewusst, dass er in deinem echten Leben nichts zu suchen hat.



Zurück zu Kati – kaum ein dreiviertel Jahr nach dem Mascara-Massaker hat sie sich von besagtem Kerl getrennt. Es war nicht besonders schmerzhaft. Nur die Kaution hat sie leider nie zurückbekommen.






In diesem Sinne,
Stop before it's too late ;)
Eure Catherine



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