Nur noch eine halbe Stunde bis unsere Jungs der französischen
Mannschaft entgegen treten – ganz Deutschland ist im Fußballfieber.
Aber egal wie's ausgeht – heiß finden wir unseren WM-Gegner und
Lieblingsnachbarn auf jeden Fall.
So wird der Klassiker der romantischen Urlaubsgefühle zum
Heimspiel ;)
II. Der Franzose
Ein komplizierter Zeitgenosse. Wohl zu kaum einer Nation haben wir
Deutschen ein so zwiespältiges Verhältnis: Diese Sache mit den
Weltkriegen (und auch dem ganzen Mist davor und nicht zu vergessen,
Angela Merkel) steht irgendwie immer noch zwischen uns; gleichzeitig
lieben wir die scharmante franssösische Aksent, Pariser Haute
Couture und Die fabelhafte Welt der Amélie.
Auch im Bett gibt es ein weites Spektrum: Zwischen sogar mich
erstaunender Perversion und zaghaftem Missionar ist eigentlich alles
drin. Aber selbst bei Letzterem werdet ihr feststellen, dass er doch
noch etwas raffinierter ist als seine deutsche Entsprechung.
Egal, was er mit euch anstellt – es wird auf jeden Fall
unvergesslich bleiben.
Leider ist es gerade dieses Kompliziert-Besondere, dass ihn
einerseits so interessant und andererseits so unfassbar nervtötend
macht.
Nicht, dass wir uns falsch verstehen: Ist er einfach nur auf einen
ONS im Urlaub aus, wird er dieses Ziel auch klar verfolgen und seine
Absichten sollten auch den naivsten
Wir-haben-uns-ja-so-gut-unterhalten-Mädels klar sein. Je nachdem, ob
er euch gleich am ersten Abend rumkriegt oder nicht, kann er auch
überraschend hartnäckig sein – sein Werben kann sich über
mehrere Wochen erstrecken und euch (und vielleicht auch sich selbst,
wenn ihr hübsch und vor allem dünn genug seid) davon überzeugen,
dass da mehr dahinter steckt als le chaleur (mein letzter
französischer Lover meinte, das sei das angebrachte Wort für
Geilheit, ich bin mir da nicht so sicher).
Um euch zu beeindrucken (wenn er der Jäger ist) wird er so
einiges an romantischen Phrasen und Gesten auffahren und euch nach
erfolgreichem Er- bzw. Flachlegen auch versprechen, euch ganz
bestimmt bald zu schreiben.
In Wirklichkeit erzählt er gleich allen seinen Kumpels wie ihr im
Bett seid.
Okay, das ist wirklich der worst case; aber was uns Pick Up Ladies
ja ohnehin viel mehr interessiert:
Wie kriegen wir ihn rum, wenn er nicht sowieso schon unseren roten
Locken und unserem Audrey-Tautou-40kg-Charme verfallen ist?
Hier greifen wieder die üblichen heiligen drei I's des weiblichen
Pick Up: Interesse, Isolieren, Initiative.
Weck sein Interesse indem du dich als etwas Besonderes
präsentierst. Tatsächlich kannst du ihn mit billigen Manövern eher
verschrecken, wenn er dich nicht sowieso schon superscharf findet.
Also kein „Gib mir deine Jacke, mir ist kalt“, kein „zeig mir
doch mal, wie dieses Lied auf der Gitarre geht“, etc.
Konzentrier dich stattdessen darauf, ihn dazu zu bringen, dich für
etwas ganz Einzigartiges und Unvergleichliches zu halten. Meiner
Freundin Mina gelang das durch krasses Prinzessinnengetue (also ein
Übermaß an Perfektion, das sie von den anderen Camper-Mädels abhob
– Überraschung mit Manolos und Chanel-Tasche), dem
„Eingeständnis“, niemals, also echt noch niiie,
One-Night-Stands gehabt zu haben und ihrem niedlichen Kichern. Meine
Sache wär's nicht, aber einfach durch die Unterscheidung von den
anderen hat's funktioniert.
Bei mir waren es einmal extrem provokante Aussagen über Sex
(kennt ihr ja schon von mir), die dann dazu führten, dass er mir
unbedingt seinen Bungalow zeigen wollte, ein anderes Mal wieder die
Musik - „Hey, wir kennen uns zwar nicht, aber vielleicht kennst du
diesen Song? Spiel mal und ich sing dazu.“
Nachdem mich der Rest der Bar dann zu meiner Performance
beglückwünschte und Drinks ausgab (Social Status, besser als
Viagra), war es nicht mehr allzu verwunderlich, dass er mich
unbedingt kennen lernen wollte (die Crêpes am Morgen werde ich nie
vergessen – hm, wieso spielt eigentlich Futter immer so eine große
Rolle in meinen Geschichten..?)
.
.
Das Isolieren war bei mir relativ easy, einfach rausgehen,
rauchen, warten, bis er von alleine ankommt, weil seine Signale da
schon offenkundig waren. Mina hingegen jammerte über die Kälte und
schlug vor, mit einer Flasche Rosé in die Sauna zu gehen. Cleveres
Mädchen, das.
Und die Initiative ergab sich in beiden Situationen praktisch von
selbst:
Mina kuschelte sich bloß ein wenig an ihn (hach, wie frisch es
doch auch in der Sauna noch war nach all dem kalten Wind am Strand),
schon musste er die Jungfer praktisch verführen.
Ich hingegen war mal wieder pragmatisch bis aufs Äußerste:
„So, die machen hier gleich zu, also pack deine Gitarre ein und
komm mit zu mir.“
Natürlich hatte ich vorher schon einfließen lassen, dass ich
reichlich Wein und außerdem eine fantastisch ausgestattete Küche in
meiner Ferienwohnung hatte.
Die Präsentation als logische Schlussfolgerung tat ihr Übriges.
Ein kleines Warndreieck sei hier noch abschließend aufgestellt:
Auch, wenn er sich noch so niedlich und romantisch verhält, lass dir
mit dem Verlieben lieber Zeit. Denn der Franzose jongliert gerne mit
den Herzen mehrerer Frauen (natürlich in bester Absicht) und
verzehrt sich immer ganz besonders nach der, die – geografisch oder
emotional – unerreichbar ist (also aktuell nicht nach dir). Deshalb
am besten unbeschwert genießen und den eventuellen Herzschmerz in
der Heimat mit noch mehr unverbindlichem Spaß bekämpfen.
In diesem Sinne:
Go Girl, go!
Eure Catherine
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