Donnerstag, 20. Oktober 2011

Monogamie - Monotonie?




Kennt ihr das Lied vom Hamster? Es ist die Art von Lagerfeuer-Klassiker, der einem erst nach gefühlten zwölf Litern Bier in den Sinn kommt, und geht ungefähr so:






„Es war einmal ein Hamster, der hatte der Weiber vier... Polygamie, Polygamo, Polygamia-mia-mo...

„Da kam ein heißer Sommer, und nahm ihm der Weiber zwei... Bigamie, Bigamo, Bigamia-mia-mo...

„Da kam ein kalter Winter und nahm ihm noch ´ne Frau... Monotonie, Monotono, Monotonia-nia-no...“


Wie es dann weitergeht, als ihm auch die letzte Frau vom Traktor genommen wird, kann man sich vorstellen. Jedenfalls ist der Hamster eindeutig am zufriedensten, wenn er sich nicht auf ein einziges Weibchen beschränken muss. An sich keine überraschende Erkenntnis. Trotzdem ist das klassische Beziehungsmodell in unserer westlichen Welt nicht gerade hamsterfreundlich: Männlein, Weiblein, das war´s, und wer fremdhamstert, kann sich auf die große Krise gefasst machen.


Wie wir aber alle aus eigener Erfahrung wissen, ist zumindest unser Kopf ein verdammt treuloses Wesen. Da wird fremdgeguckt und fremdgedacht und zwar auf die schamloseste Weise. Wieso wählen wir also eine Form des monogamen Zusammenlebens, die uns zumindest gedanklich irgendwie zuwider ist?

Das entscheidende Wort an dieser Stelle fängt mit L an. Na, wer mag mal raten?


Wir haben große Angst, unseren Partner an jemand anderen zu verlieren, und halten diese Möglichkeit für wesentlich wahrscheinlicher, wenn es ihm gestattet ist, andere Weiblein auch auf intime Weise kennen zu lernen. Das ist auch gar nicht so falsch gedacht. Ich zum Beispiel habe schon einmal eine völlig verblödete Beziehung angefangen, nur weil mir der Hormonrausch einredete, das sei doch bestimmt total echte Liebe. Das Ganze endete einige Monate später mit großem Geheul (hauptsächlich seinerseits), aber immerhin hab ich was daraus gelernt:

Ein paar freundliche Ficks machen noch keine großen Gefühle.

Leider ist besagte Weisheit uns aber nicht allen so klar, oder wir stehen dem ganzen Bindungshormon-Quatsch einfach völlig machtlos gegenüber. Mein derzeitiger Lebenspartner hat es beispielsweise geschafft, sich unsterblich in jede Frau zu verlieben, die er je gevögelt hat. Das ist einfach seine Art, er meint es dann auch wirklich ernst (selbst als das Oxytozin abgeklungen war); vielleicht auch, weil er bisher nur mit Frauen geschlafen hat, die ihn wirklich interessierten. Dementsprechend bin ich deutlich beunruhigt bei dem Gedanken, er könnte sein bestes Stück in einer anderen Dame versenken, sich folgerichtig in sie verlieben, und mich mitsamt Katze sitzen lassen.

Sollte es doch einmal geschehen, werde ich nicht erfreut sein, da wir uns aus genannten Gründen darauf verständigt haben, dass er seine Gelüste sicherheitshalber auf mich allein zu beschränken hat. Ein Ausrutscher wäre demnach ein Vertrauensbruch (vor allem, wenn er nicht sofort gebeichtet wird) und würde unsere weitere Beziehung nicht gerade verbessern (auch wenn mir Schlussmachen ein bisschen überdramatisch vorkäme).
So weit, so normal.

Nun wäre ich aber sicher keine geeignete Autorin für diesen Blog, wenn ich in den bald fünf Jahren, die wir zusammenleben, meine Finger von anderen Kerlen gelassen hätte. Mein Partner kennt jedes Detail, und war auch öfter live dabei (aktiv oder als Zuschauer). Es ist aber nicht so, als wären wir nur ganz besonders versaut; in den meisten Fällen war er einfach mal länger weg, und ich habe mein Stroh-Single-Dasein (sehr seltsames Wort) in vollen Zügen ausgekostet. Bevor mich meine männlichen Leser als Teufelshure beschimpfen, ein paar Worte der Erklärung:
Als wir uns entschieden, ab sofort pärchenhaft durch die Welt zu gehen, war ich noch ziemlich in der zum-ersten-Mal-wieder-Single-also-ran-an-den-Speck-Phase und hatte im letzten Jahr gerade gelernt, dass ich Sex auch einfach zum puren Vergnügen haben kann, sogar über längere Zeit, ohne dass daraus irgendwelche emotionalen Bindungen folgen müssen (mit einigen meiner Affären bin ich immer noch gut befreundet, aber beide Parteien wissen, dass Beziehungen Quatsch gewesen wären). Wie in meiner neuen Lieblings-Vampir-Serie True Blood so treffend gesagt wird:

Es gibt nichts Neues beim Sex, außer JEMAND Neuen.

Wenn ich also aus vielfacher Erfahrung weiß, dass Sex mit Anderen nicht in Verknalltheit resultiert (genauso wenig, wie ich mich in die neue superaufregende Achterbahn verlieben würde) – warum sollte ich mir dieses große Vergnügen versagen? Da bei mir keine Emotionen – außer Geilheit – im Spiel sind, hat mein Partner nichts zu befürchten (ebenso wenig, wie ich auf seine Lieblingspornodarstellerinen eifersüchtig sein könnte).

Ob ihr euch für ein monogames Modell entscheidet oder nicht, hängt wohl davon ab, wie ihr Sex zu definieren gelernt habt. Ich persönlich würde mich zwar nicht unbedingt zu Tode langweilen, aber es täte mir leid, auf meine gelegentlichen erotischen Abenteuer verzichten zu müssen, auf das Spiel, den Spaß, die Spannung und, nun ja, die Schokolade. Natürlich ist die Voraussetzung dafür, dass so ein scheinbares Ungleichgewicht funktioniert und sogar der Beziehung dienlich ist, absolute Ehrlichkeit.


Vielleicht braucht euer Partner etwas Zeit, um sich an eure neue Freiheit zu gewöhnen (fangt doch einfach mal damit an, dass ihr ihn fragt, ob er nicht mal ausprobieren will, ob es ihn anmachen würde, wenn ihr mit dem süßen Kerl da auf der Tanzfläche rumknutschen würdet), und falls es ihn wirklich verletzen sollte – Finger weg. Die meisten Männer haben allerdings sogar erotische Fantasien mit ihrer Frau und einem Fremden, sodass ihr nur den geeigneten Frame aufbauen müsst, um den doppelten Spaß zu haben: erst das Abenteuer mit dem Fremden, dann die Nachbereitung im Bett mit eurem Liebsten. Also viel Spaß beim Hamstern ;-)

In diesem Sinne, 

Go Girl, go! 
Eure Catherine

2 Kommentare:

Lukas hat gesagt…

Schön, auch mal von PU-Beiträgen einer Frau zu lesen ;) - Das mit Freundin klingt echt nicht so schlecht...;) hätte nächsten Donnerstag ab 18:00 Uhr noch Zeit für Kaffee, Kuchen und Kino? ;)


Wenn ich wieder Zeit habe schmeiße ich dich dazu ;) - mein Blog wird bald wieder aktuell gehalten, sobald die neue Website fertig ist und ich mit meinem Buch vorankomme ;) Grüße, Lukas

Anonym hat gesagt…

ich finde deinen gesamten block toll und mag deine einstellung total gerne. mich würde wahnsinnig interessieren, ob es gute literatur oder erfahrungsberichte und tipps zum thema eifersucht gibt. Ich glaube nicht mehr an die lebenslange monogamie und theoretisch finde ich das "konzept" super sich gegenseitig freiheiten zu lassen. mein freund und ich sind seit 2,5 jahren zusammen und ich hatte bereits 2 mal sex mit jemand anderes und auch er einmal mit einer anderen frau. es hat mich obwohl ich ihn sogar bekräftig habe sehr lange sehr intensiv beschäftigt und auch verletzt aber gleichzeitig auch ab und an erregt. jetzt liegt es ein paar monate zurück und trifft mich so gut wie garnicht mehr. wenn ich mir vorstelle er würde mir nochmal von einer anderen frau erzählen, könnte ich lernen mit der eifersucht umzughene, jedoch nicht wenn die sache mit ihr anhalten würde. aber genau das ist mein ziel, weil ich es mir auch sehnlichst wünsche, zwischendurch kleine abenteuer zu haben die über eine nacht hinausreichen. wir reden über alles sehr offen und führen eine super beziehung die natürlich wie jede andere auch ihre kleinen problemchen hat. er gibt mir auch immer das gefühl die tollste zu sein aber trotzdem würde ich mich grade nicht in der lage fühlen mich mit ihm zu treffen wenn ich weiß er hat nebenbei noch eine andere an der angel. eher so einmalige sachen. lange rede kurzer sinn, ich würde mich super freuen wenn ich von schicksalen hören würde di emeinen ähneln, personen die diese kleine hürde der eifersucht schon überwunden haben. ich weiß man wird sie nie komplett los sondern lernt mit ihr umzugehen und das ist ja auch toll :) aber ich würde gerne in der lage sein zu meinem freund liebevoll zu sein obwohl ich weiß dass er sich zur zeit ab und an auch mit einer anderen trifft. vielen dank für etwaige links oder tipps :)